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Die Angst, dass nichts gelernt wird

Von Krischan Müller, Schüler der SchülerInnenschule
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Es gibt einige grundlegende Fragen, die man/frau sich zu dieser Angst stellen sollte. Wie entsteht diese Angst? Was ist die Ursache?
Ich gehe seit der Volksschule in eine Alternativschule, also immer schon. Und ich muss sagen, soweit ich mich an meine Volksschul-Zeit zurück erinnern kann, weiß ich, dass es schon eine Weile dauern kann, bis das System „anschlägt“ oder bis Kinder es verstehen. Abgesehen davon ist das natürlich für jedes Kind anders.

Meine Mutter hat mir auch erzählt, dass sie schon manchmal ihre Zweifel hatte, ob wir die richtige Wahl getroffen haben. Ich glaube, (fast) alle Eltern haben manchmal ihre Zweifel, und es kostet sicherlich immer wieder viel Kraft, durchzuhalten.

Kraft, durchzuhalten

Aber was ist der Nährboden für diese Zweifel und die Angst, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben? Ich versuche, einige Gründe anzuführen:

  • Der Ruf der Alternativschulen und das Vorurteil, dass ohne Zwang und ohne Noten nichts gelernt wird
  • Die Kindheit und Erziehung der Eltern
  • Genaue Vorstellungen von der Zukunft des Kindes, was Loslassen, Beobachten und Vertrauen verunmöglicht
  • Konkurrenz und Leistungsdruck in der Gesellschaft
  • Alt eingefleischte „Glaubenssätze“
  • Eigene berufliche Überforderung und somit keine oder zu wenig Zeit, das Kind beim Lernen zu unterstützen
  • Zu ungenaue Vorstellungen zum Ablauf des Schul-Alltags
  • Zweifel im Verwandten- und Freundeskreis
  • Wenig Vertrauen in die eigenständige Entwicklung des Kindes.

Aber wenn Eltern trotz der Angst nicht die Vorteile des Alternativschul- Systems aus den Augen verlieren, stark bleiben und die Angst nicht gewinnen lassen, dann zahlt es sich letztendlich aus.

Es dauert einfach eine Weile, bis Eltern bemerken, dass das Konzept der Alternativschule aufgegangen ist. Und wenn dem Kind der Knopf aufgegangen ist und es versteht, worum es geht, dann geht alles ziemlich flüssig.
Dennoch sind die Ängste der Eltern auch berechtigt, dass das Kind mit der Selbstverantwortung überfordert ist, und das kann auch vorkommen, aber sicher nicht häufig.

Wie ein leckerer Kuchen

Ich bin der Meinung, dass Alternativschulen bestimmte Elemente haben sollten, und die müssen gut portioniert sein, d.h. eine gute Alternativ-Schule besteht wie ein Kuchen aus vielen leckeren Zutaten:

  • Eine Struktur zum Festhalten für das Kind
  • Unterstützung, da wo sie benötigt wird
  • Eine Dosis Freiwilligkeit mit einer Prise Pflicht
  • Rückenstärkung
  • Schmackhafte Angebote
  • Ein gutes soziales Klima
  • Ein gutes Verhältnis zwischen SchülerInnen und LehrerInnen
  • Viel Mitbestimmungsrecht.

Wenn die perfekte Dosierung aller Zutaten eingehalten wird, dann ist der Kuchen gelungen. Und sobald diese Dinge alle erfüllt sind, dauert es sicher nicht lang, bis das Kind merkt, dass Lernen nichts Schlimmes ist, sondern ganz im Gegenteil, dass es sogar Spaß macht! Der Mensch lernt ja schließlich andauernd.

Mit dem Schmackhaft-Machen sollte allerdings nicht übertrieben werden. Denn das Kind sollte lernen, etwas allein zu bewältigen oder es wenigstens zu versuchen. Nicht, dass das Kind allein gelassen werden soll, aber es sollte es versuchen dürfen, allein an eine Aufgabe heranzugehen und da Unterstützung bekommen, wo es welche braucht.

Trotzdem wird es auch in Alternativschulen vorkommen, dass das Kind mal etwas lernen oder durcharbeiten muss, was es nicht interessiert. Es ist nun mal so, dass es notwendig ist, gewisse Dinge zu lernen, und gerade dort, wo der Wille fehlt, braucht es mehr Unterstützung. Wobei jedes Kind anders lernt.

Interview

Ich habe zu dem Thema ein kleines Interview mit meiner Mutter gemacht:

Hattest du Angst? – Christine: Ja, ab und zu schon.

Hast du ein Anti-Angst-Rezept für Eltern? – Christine: Also ich würde sagen: ein Gespräch mit meinem Kind über meine Befürchtungen als ersten Schritt und wenn das nicht reicht, eine intensivere Auseinandersetzung mit der Art und Weise des Lernens in Alternativschulen, auch anhand von Literatur. Die Teilnahme am BildungsFrühling fand ich auch sehr inspirierend.

Hast du zurzeit Angst ? – Christine: Nein, ich bin weit weg davon.

Deine Ängste sind also nicht Realität geworden? – Christine: Nein, nichts davon, und ich sehe optimistisch in die Zukunft.

Aus WUK-INFO-INTERN, Juni Nummer 3/11